Beitrag von Mario Mc Coy FDP Freudenberg

Gegen das Impfen? – zur wissenschaftlichen Redlichkeit und
Genauigkeit in der Coronadebatte
Um es vorwegzunehmen – jeder sollte sich legitimerweise gegen das Impfen positionieren
können; aber ist jeder gleich jeder?
Nein, sicher nicht, denn von Anbeginn der Pandemie ist es zumindest in der
bundesrepublikanischen Öffentlichkeit, womöglich auch darüber hinaus ein prominentes, und
bis dahin in eher ausschließlich wissenschaftlichen Kreisen bekanntes Trio, welches bei
Impfgegnern – und Skeptikern nahezu Kultstatus genießt.
Die Rede ist von Prof. Suharit Bhakdi (Mikrobiologe), Dr. Wolfgang Wodarg (Internist) und
Prof. Stefan Hockertz (Toxikologe und Unternehmer).
Allen dreien ist gemeinsam, dass sie nicht mehr einschlägig wissenschaftlich tätig sind,
gleichwohl – offensichtlich ihrer inneren Profession folgend – exponiert und vehement gegen
das Impfen Stellung beziehen, und anfangs, ebenso vehement, Corona als
lebensbedrohende pandemische Infektion leugneten.
Man verbreitete vor allem in sozialen Medien die Auffassung, es handele sich hier lediglich
um ein grippeähnliches Virus, und im Übrigen würden Coronaviren die Menschheit schon
seit Jahrtausenden begleiten.
Eine Differenzierung fand nicht statt, etwa, dass es sich bei dem Virus SARS-CoV-2 – Covid
19 um einen völlig neuen Virustyp handelt, dessen wirksame Behandlung noch nicht möglich
sei, wie die internationale, etablierte Wissenschaft verlauten ließ.
Bereits hier entstand der Eindruck, dass vor allem Bhakdi, Hockertz und Wodarg, als
Speerspitze und „wissenschaftliche“ Stichwortgeber einer inzwischen wachsenden Anti-
Coronabewegung (später die Querdenker –und Anti-Impfbewegung) die gerade doch hier so
erforderliche wissenschaftliche Akkuratesse und Redlichkeit in unverantwortlicher Art und
Weise vermissen ließen.
Hier hätten sie sich, entsprechend wissenschaftlicher Attitude, zunächst in einschlägigen
wissenschaftlichen Kreisen bzw. den entsprechenden Journalen positionieren können,
gerade auch um eine um sich greifende Verunsicherung zu vermeiden und somit eine
zunächst interne Wissenschaftsdebatte seriös anzustoßen.
Nichts dergleichen: Stattdessen ein nahezu polemisierender Feldzug vor allem gegen noch
beruflich aktive Kollegen, also gegen diejenigen, welche im Zentrum des Geschehen
standen.
Als nun im Laufe der weiteren Entwicklung gegen Ende 2020 entsprechende Impfstoffe
gegen Covid 19 von der WHO, der EMA und der Stiko zugelassen wurden und in der Folge
auch verabreicht werden konnten, führte man die nächsten „wissenschaftlichen Argumente“
– nun gegen das Impfen – ins Feld.
Als die beiden wichtigsten, und dann von der Anti-Impf- bzw. Querdenkerbewegung quasi als
eine Art programmatischer Doktrin aufgegriffenen „Argumente“ gegen das Impfen, sind
folgende hervorzuheben und bedürfen einer Auseinandersetzung:
– Vor allem mRNA-Impfstoffe könnten in den Zellkern eindringen, somit das Erbgut (DNA)
beeinträchtigen und in der Folge zu langfristigen, erheblichen Schäden (z.B. Krebs)
führen. Auch Unfruchtbarkeit könne entstehen.
– mRNA-Impfstoffe seien unerforscht, in ihrer Anwendung völlig neu, und die in dieser
kurzen Phase gewährte Zulassung sei unverantwortlich und würde fahrlässig
Menschenleben riskieren.Um mit letzterem zu beginnen:
Die intensive wissenschaftliche Beschäftigung mit im Labor erzeugten mRNA-Stoffen währt
schon über 10 Jahre und begann in ihren Anfängen bereits seit mehr als 30 Jahren.
So forscht man seit längerem daran, um etwa Krebs erfolgreich behandeln zu können. Der
Vorwurf, hier wäre leichtfertig, da viel zu schnell und ohne ausreichende Erfahrung,
gehandelt worden, stimmt so schon einmal nicht.
Zum anderen benötigt richtigerweise ein Impfstoff entsprechende Studien mit einer
ausreichenden Zahl von Probanden. Dies erfordert in der Regel hinreichend Zeit und Geld.
Gerade letzteres war bis dato von den Unternehmen, welche solche Forschungen
üblicherweise anstoßen, nicht immer ausreichend vorhanden, um schnelle Ergebnisse
erzielen zu können, und die jährliche Impfung gegen Influenza bot keinen vordergründigen
Anlass zu einer intensiven Forschung.
Anders verhielt es sich mit dem Anspruch, einen Impfstoff gegen Covid 19 zu entwickeln.
Geradezu weltweit wurden, insbesondere auch von Regierungen, finanzielle Mittel in bisher
nicht gekanntem Ausmaß zur Verfügung gestellt, um den verschiedenen Protagonisten der
Forschung (wie z. B. Pfizer-Biontech) den international gewünschten, schnellen Erfolg zu
ermöglichen. Und ja, auch die Stiftung von Bill & Melinda Gates beteiligte sich finanziell
daran.
Und so entstand ganz nebenbei die Mär einer unheiligen Allianz von Gates und der
Pharmaindustrie und deren genetischer Manipulation der Menschheit, ganz abgesehen von
der vermeintlichen finanziellen Raffgier jener Unternehmen.
Jedoch: Durch diese intensiven Anstrengungen konnten nun innerhalb eines knappen Jahres
alle zugelassenen Impfstoffe die notwendigen Stadien der Klinischen Doppelblindstudien an
ca. – je nach Impfstoff – 35.000 bis 40.000 Probanden durchlaufen, um Anfang 2021 mit den
ersten Impfungen beginnen zu können.
Der andere und nicht minder Einfluss nehmende Vorwurf, also dem vermeintlichen
Eindringen der mRNA in den Zellkern und der damit verbundenen potentiellen, genetischen
Veränderung des Erbgutes wurde immer wieder von der etablierten, weil forschenden
Wissenschaft widerlegt.
Nur kurz dazu: Tatsächlich dockt demnach die mRNA mit dem enthaltenen Bauplan für das
Spike-Protein lediglich zunächst auf der Außenhülle der Zelle an, schleust diesen dann in die
Zelle ein, um schließlich das Spike-Protein bilden zu können, welches maximal einige
Stunden Lebensdauer hat. Es kann somit auch nicht, wie behauptet wurde, durch langes
Verweilen, Spätfolgen auslösen.
Andererseits fehlt dem Spike-Protein ein zusätzliches 2. Protein bzw. Enzym, welches
notwendig ist, in den Zellkern einzudringen, um somit die DNA verändern zu können.
Das Immunsystem registriert also das durch den Bauplan im Zellplasma entstandenen
Spike-Protein, entwickelt entsprechende Antikörper und setzt es auf seine „Merkliste“, um bei
erneuter Begegnung sich zur Wehr setzen zu können.
mRNA-Vorgänge finden in menschlichen Zellen täglich auf natürliche Weise
hundertausendfach statt. Sie sind sozusagen wesentlicher Bestandteil in der „Welt der
Zellen“, und genau dieses Wissen haben sich die Zellforscher zunutze gemacht.
Somit können Coronaviren mit ihren Spikeproteinen nicht in den Zellkern eindringen und das
Erbgut verändern, im Gegensatz zu Retroviren (z. B. HIV, also AIDS), welche dies können,
weshalb es gegen diese Viren auch noch keinen wirksamen Impfstoff gibt, aber auch hier
finden immense Forschungen statt, und die Impferfolge gegen Covid 19 wirken hier auch wie
ein Katalysator, ebenso in der Krebsforschung.Diese, von der etablierten Wissenschaft, fundamental vertreten Aussagen werden leider von
den o. a. Herren ehemaligen Professoren keinesfalls durch eigene und entsprechend
einschlägig publizierte Studien falsifiziert, nein sie werden, wiederum in sozialen Medien, in
nicht wissenschaftlicher Methode diskreditiert, allerdings dadurch den Beifall diverser
Claqueure erheischend.
Leider haben die in ihrer wissenschaftlichen Vita ursprünglich mit hohem Renommee
versehenen Herren Bhakdi, Hockertz und Wodarg, wie auch manch andere, nicht den, weil
vielleicht mühsamen Weg, wissenschaftlicher Akkuratesse und somit ehrbarer Redlichkeit
gewählt, sondern stattdessen den des Populismus unter Zuhilfenahme willfähriger Medien
und damit das Abdriften in die – und so muss es ebenfalls leider gesagt werden –
Pseudowissenschaftlichkeit.
Natürlich schließt sich dem Gesagten die Frage an, wie der Verfasser etwa zu der
momentan intensiv geführten Debatte um eine allgemeine Impfpflicht steht.
Ohne mich darum drücken zu wollen, fällt mir eine klare und eindeutige Antwort schwer, weil
sie von nicht wenigen Parametern abhängt.
Dennoch tendiere ich z. Zt. gegen eine allgemeine Impfpflicht, hingegen würde ich einer
einrichtungsbezogenen Impfpflicht zustimmen, denn hier ist das Risiko der
Schutzbefohlenen, die sich dem Kontakt mit Ungeimpften nicht entziehen können,
offensichtlich zu groß.
Somit kann ich mich in der allgemeinen Debatte mit den jüngsten Äußerungen des
Fraktionsvorsitzenden der FDP – Bundestagsfraktion, Christian Dürr, anfreunden.
Demnach ist es bei der momentanen und sich verändernden Lage im Hinblick auf Omikron
verfrüht, für oder gegen eine allgemeine Impfpflicht zu votieren, hingegen besser im März,
wie auch vorgesehen.
Die Impfpflicht, so sehr sie richtigerweise von der Politik entschieden werden muss und auch
wird, kann letztlich nur medizinischen Kriterien unterliegen, gerade auch bezüglich der
Anzahl und des zeitlichen Abstandes der Impfungen.
Würde man sich im März gegen eine allgemeine Impfpflicht entscheiden, dann müsste,
meines Erachtens, in jedem Fall eine Evaluierungspflicht für den Herbst enthalten sein.
Sollte also die Entwicklung dann, wie bei Delta geschehen, die Erkrankungen, die
Intensivbehandlungen und die Todesrate wiederum in die Höhe schnellen lassen, käme man
wahrscheinlich um eine Impfpflicht nicht herum.
Bedauerlicherweise stehen im Übrigen weniger die Long -und Postcoviderkrankungen im
Focus der öffentlichen Wahrnehmung, an denen bereits, und z. T. sehr schwer,
hunderttausende Menschen allein in Deutschland leiden.
Mario Mc Coy
Mitglied der FDP Freudenberg

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